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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aus 7,65para wird Revolverpatrone 82


Tüftler
29. May 2013, 15:56
Die Ordonnanz Patrone für den Revolver 1882-1929 wird täglich rarer.
Aus der Hülse (Patrone 03) 7,65mm para wird eine Hülse (RP82) für den Ordonnanz Revolver 1882-1929

Originalpatronen werden selten und gute Alternativen sind rar und teuer. Die original RP82 Hülse ist bekanntlich mit Berdanzünder bestückt. Früher war es für mich ein Gräuel bei Berdanhülsen den Zünder zu entfernen. Weil es mit mechanischem Werkzeug eine heftige „Chlutterete“ ist, die Hütchen aus der Hülse zu holen ohne die Finger oder die Hülse zu verletzen, habe ich nach Alternativen gesucht und gefunden. Entzündern mit einem hydraulischen Gerät wie das Teil in folgendem Link, ist aber ausser bei Minustemeraturen ein Vergnügen.
Rasend schnell und absolut Hülsen- sowie Fingerschonend, sofern man motorisch in der Lage ist mit dem Hammer ausschliesslich den Stössel zu treffen. Ein solches Gerät benütze ich für alle Berdanhülsen, gelegentlich auch für die Thuner (PP03) 7,65 para, Boxer-Hülsen mit feinem Zündloch.
Hier ein Link zu einem Film mit Demonstration:
http://www.youtube.com/watch?v=FskNx4UBZvc
Jeder Treffer (auf den Stössel) ein freises Zündhüetli. Dieses Gerät hat ausser dem Stössel keine beweglichen Teile, keine Dichtungen und es erzeug ausser auf den Hülsenboden keinen asymetrischen Druck auf die Hülse. Nach Gebrauch Teile einzel trocknen lassen und danach einen Sprutz Waffenöl dran geben.
Wer eine Drehbank bedienen kann, oder Jemanden kennt der das kann, der kann so ein Teil selber fertigen (lassen).
Beschreibung:
Die Aussenhülse kann mit ausreichender Wandstärke auch aus Aluminium gefertigt werden, den Schlagstössel mache ich aber immer aus Stahl. Das Innenloch muss gross genug sein, um die Hülse mit Spiel aufzunehmen und lang genug damit der Stössel mit dem Kopf aufliegend die Hülse noch nicht berühren kann. Sonst bekommt die Hülse am Schluss noch eins auf die Mütze.

Also was geschieht, wenn dem Schützen die originalen RP82-Hülsen wegen Alterung und Rissen zur Mangelware werden. Hier die Alternative für handwerklich begabte Wiederlader.
Die hellgelben Hülsen ab Jahr 2000 sind entschieden weicher als frühere Jahrgänge und so kam ich dann auf die Idee, zu versuchen diese Hülse umzuformen, was sogar ohne Weichglühen gelingt. Den ersten Arbeitsgang mache ich mit der zu gross geratenen Kalibriermatritze. Der entstehende Wulst nach dem ersten Arbeitsgang muss spanabhebend entfernt werden. Nun folgt die Kalibrierung auf das Endmass. Das verwendete Bleigeschoss kann z.B. ein fertig gefettetes 7-Gramm 9mm sein, das ich durch meine verlängerte Kalibriermatritze presse um es herunter zu kalibrieren. Originalgeschosse kommen von delaborierten "Verreckerli", also Ordonnanzpatronen die nur noch Klick machten. Patronen mit Originalgeschoss, oder selbst gepresstem Bleigeschoss bekommen anschliessend noch eine Fettkappe wie das Original. Um zu prüfen wie die Umformung auf die Wandstärken der Hülse wirkt habe ich ein fertiges Exemplar geopfert und zerschnitten. Unterdessen habe ich solche Patronen mehrfach wieder neu geladen und es traten keinerlei Probleme auf. Erkenntnis: Mein Nachschub an RP82 Hülsen ist jetzt gesichert. Für Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihr Gewissen.
So und was schon länger in der Schützenwelt herumgeisterte sei nun Tatsache geworden. Die "Obrigkeit" hat im Sommer (2013) bekannt gegeben, dass die Patrone 03 nicht mehr weiter produziert werden soll. Die letzten 2 Millionen P03 seien in Produktion. Das heisst die 7,65 Para wird in absehbarer Zeit auch rar werden. Nun gilt es, sich einen ordentlichen Vorrat aus den noch vorhandenen Hülsenbeständen im Pistolenstand herauszulesen und zu bunkern, selbst wenn man dieses Jahr noch keine 7,65 Para wiederladen will. "Es hätt solang's hätt!"

Tüftler
1. May 2016, 15:52
Letztes Jahr kam ein neues offizielles Schreiben (http://www.pistolenclub-rabu.ch/berichte-bilder/berichte-bilder-archiv2015/) aus Bern. Die Patrone 03 wurde nun abgeschafft und gilt nun nicht mehr als Ordonnanzpatrone, weil es keine Ordonnanzwaffen mit Kaliber 7,65 mehr gebe.
Aber: Es wird weiterhin bei RUAG aus den gleichen Maschinen eine neue gleichwertig gute Patrone 7,65 para FMJ (http://www.swissshooting.ch/desktopdefault.aspx/tabid-413/638_read-10457/638_page-8/) gefertigt, die weiterhin über die Kanäle der Ordonnanzmunition an die Vereine geliefert wird. Wenn man 7,65 bestellt bekommt man entweder noch "alte" PP03 oder neue 7,65 para FMJ. Es kommt wie es kommt. Aber sie gilt nicht mehr als Ordonnanz und wird nicht mehr bei OP und EFS vergütet. Wenn ich das recht interpretiere, dann kann man aber weiter damit OP und Feldschiessen schiessen, nur halt auf eigene Kosten.
Offensichtliche Unterschiede das Geschoss ist kupferig und der Bodenstempel neu.